Der „Pride Month" Juni erinnert jährlich daran, dass die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt ein weltweit wichtiges Thema ist. Sie möchten in Ihrem Unterricht darauf eingehen und Akzeptanz für Vielfalt bei Ihren Schüler:innen schaffen? Im Blogbeitrag geben wir Ihnen Vorschläge und Impulse für Ihren Unterricht in Biologie, Ethik, Religion, Politik/Sozialkunde und Pädagogik/Psychologie.
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Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt und damit auch Homophobie und Transphobie ist ein Bestandteil der Lebensrealität vieler junger Menschen. Leider kursieren gerade in diesem Themenbereich viele Fake-News in den sozialen Medien. Für eine nachhaltige Sexualbildung und die Förderung von Akzeptanz in der Schule sollten diese Themen einen festen Platz im Schulalltag finden. Wir haben Ihnen passende Beiträge in den Naturwissenschaften und Gesellschaftswissenschaften für Ihren sprachsensiblen Unterricht zusammengestellt.
Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Biologieunterricht
Das wertefreie Beschreiben unterschiedlicher Formen der sexuellen Orientierung und geschlechtlicher Identität gehört zum schulischen Bildungsauftrag im Bereich Biologie. Diskurse zur sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Vielfalt kommen jedoch im Sexualkundeunterricht oft zu kurz. Gestalten Sie Ihren Biologieunterricht zeitgemäß mit den folgenden Themenbereichen.
➔ Geschlechterspezifische Tabus brechen – So geht's!
Ein Menstruationszyklus muss nicht mit der weiblichen Geschlechtsidentität zusammenhängen. Einerseits verfügt nicht jede Frau über einen Menstruationszyklus, andererseits identifiziert sich nicht jede Person mit Menstruationsblutung als Frau. Brechen Sie mit Ihrer Klasse beispielsweise Tabus rund um die Menstruationsblutung und die Wirkung von Östrogenen.
➔ Transidentität und Familienbilder – geschlechtliche Diversität im Biologieunterricht
Begriffe wie Transidentität, Transsexualität oder Transgender beschreiben das Phänomen, wenn die persönliche Geschlechtsidentität nicht mit dem bei der Geburt eingetragenen Geschlecht übereinstimmt. Offene Diskussionen helfen Ihren Lernenden sich sprachsensibel mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ein geeignetes Diskussionsthema wäre z. B. „Darf ein Familienvater seine geschlechtliche Identität ändern?“.
➔ Geschlechtsangleichende Maßnahmen im Hochleistungssport – Was ist fair?
Die Ausschüttung der Hormone Testosteron und Östrogen und ihr Verhältnis wirken sich in der Embryonalentwicklung auf die männlichen und weiblichen Ausprägungen des Körpers aus. Sie bilden auch die Grundlage für geschlechtsangleichende Maßnahmen. Das Thema Transsexualität bildet besonders im Hochleistungssport ein häufig diskutiertes Thema im Zusammenhang mit fairen Wettkampfbedingungen. Dabei spielen unter anderem das gesellschaftliche Verständnis von Geschlechtlichkeit und Leistung, Doping im Leistungssport sowie geschlechtsangleichende Operationen eine Rolle. Anhand von Biografien, wie zum Beispiel der von Andreas Krieger, können Sie das Thema „Geschlechtsangleichung im Hochleistungssport“ verständlich erarbeiten.
Sexuelle Vielfalt in Religion, Ethik, Politik und Co.
Das Themenfeld Gender und sexuelle Orientierung steht zwischen Natur- und Gesellschaftswissenschaften wie kein anderes. Verlässliche und aktuelle Informationen zu den biologischen Grundlagen sind daher auch für Lehrkräfte der Fächer Sozialkunde, Politik, Ethik, Religion oder Pädagogik-Psychologie von besonderer Wichtigkeit. Gleichzeitig geht es um weit mehr als Chromosomen: Gesellschaft wertet, normt, teilt ein und diskriminiert. In den einzelnen gesellschaftswissenschaftlichen Fächern entfalten sich so ganz unterschiedliche Fragestellungen, die für einen anregenden, diskussionsoffenen Unterricht besonders interessant sind.
➔ Gesetze unter der Gürtellinie? – Politik und Sozialkunde
In Deutschland hat sich die rechtliche und gesellschaftliche Lage für LSBT-Menschen stark gebessert. In anderen Ländern Europas werden die Rechte von Homosexuellen und Trans-Menschen hingegen seit einigen Jahren wieder zum Austragungsort einer Debatte um das nationale Selbstverständnis. Kreative Methoden wie Talkshowrunden können Ihren Lernenden deutlich machen, was es bedeutet, wenn die eigene Identität Diskussionsgegenstand einer ganzen Gesellschaft ist.
➔ Persönlichkeitsentwicklung und Schule – Pädagogik und Psychologie
Die WHO strich Homosexualität erst 1991 aus dem Verzeichnis psychischer Erkrankungen, Transsexualität sogar erst 2019. 2020 verabschiedete der Bundestag schließlich ein Verbot der sogenannten „Konversionstherapie”, die darauf gerichtet ist, die sexuelle Orientierung oder die selbstempfundene geschlechtliche Identität einer Person gezielt zu verändern oder zu unterdrücken. Wenn sich auch vieles zum Positiven verändert hat, bringt es nach wie vor besondere Formen des psychischen Stresses mit sich, nicht von der Gesellschaft vorgesehen zu sein. Das spiegelt sich leider auch in einer überdurchschnittlichen Suizidrate unter queeren Jugendlichen. Als öffentliche Einrichtungen sind Schulen hier in besonderer Weise aufgerufen, einen sicheren Raum für die persönliche Entwicklung zu gewährleisten.
➔ Die Schöpfung in ganzer Fülle kennenlernen – Religion
Viele Religionslehrbücher behandeln das Themenfeld oft nur verhalten oder nicht mit der gebotenen Aktualität. Da Homophobie und Transphobie oft auch mit aus dem Kontext gerissenen Bibelstellen begründet werden ist es umso wichtiger, Lernende zum verantwortungsvollen Umgang mit der Schrift zu befähigen. Theologisch belastbare und aktualisierte Materialien sind hierbei eine wichtige Stütze für Religionslehrkräfte und helfen, Gottes Schöpfung in ihrer ganzen Diversität zum Thema zu machen.