„Als Jesus die Menschenmenge sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger versammelten sich um ihn. Dann begann er, sie mit den folgenden Worten zu lehren.“
So fängt der Text an, den wir als Die Bergpredigt kennen. Einer der bekanntesten Texte im Neuen Testament, der sowohl im evangelischen als auch im katholischen Religionsunterricht an Schulen Thema ist. Wie relevant ist die Bergpredigt aber heute noch für Jugendliche? Kann die Bergpredigt weiterhin lebensnahe Impulse für ethische Reflexionen bieten?
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Wie relevant ist die Bergpredigt heute?
Außerhalb der Schule und des Unterrichts sind Jugendliche sich sicherlich nicht bewusst, wenn sie nach den Prämissen der Bergpredigt leben. Viele fragen sich, wozu sie noch in die Kirche gehen sollten und können sich mit der christlichen Glaubensgemeinschaft nur noch bedingt identifizieren. Dennoch kann die Bergpredigt für Schüler*innen der Sekundarstufe auch außerhalb von Religionsunterricht und Prüfungsvorbereitung interessant sein.
Während der Begriff „Predigt“ oft mit drögen Ausschweifungen im Gottesdienst assoziiert wird, ist der Text im Matthäusevangelium nicht als solche zu verstehen. Vielmehr sollte die Auseinandersetzung mit den Inhalten der Bergpredigt im Unterricht eine Reflexion des eigenen Handelns anstoßen. Die Texte bieten den Kern der christlichen Botschaft und die Grundlage für die christliche Ethik.
Die Seligpreisungen
Jesus redet nicht lange um den heißen Brei herum, er geht gleich ans Eingemachte: Er stellt die herkömmliche Werteordnung auf den Kopf. Nicht jene, die offenbar auf der Sonnenseite des Lebens stehen, sollen die sein, die sich glücklich schätzen. Hier wird ein zweckfreies Menschenbild gezeichnet: vor allem denjenigen, die weniger Glück im Leben haben sind die Seligen. Dieser wichtige Impuls ist in einer Zeit des „Schneller, Höher, Weiter“ ein wichtiger Ausgangspunkt, um die eigenen Wertvorstellungen zu hinterfragen.
Aus alt mach neu – die Antithesen
Während es den Eindruck erwecken könnte, die Bergpredigt widerlege die Zehn Gebote, erneuert sie das Versprechen, das der Dekalog in der Thora gibt. Durch das „ihr habt gehört – ich aber sage euch“ zeigt Jesus, dass er in der jüdischen Predigttradition steht. Hier wird deutlich, dass das Judentum und das Christentum gemeinsame Werte zugrunde legen und diese Werte auch Orientierung für eine allgemeine Ethik bieten.
Für Jugendliche kann dies eine neue und doch richtungsweisende Erkenntnis sein: Die Zehn Gebote des Alten Testaments werden im Evangelium erneuert und haben bis heute Gültigkeit. Sie können uns auch heute noch Orientierung bieten und im Alltag als moralischer Kompass behilflich sein.
Die goldene Regel
„Behandelt die Menschen stets so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet.“ (Mt 7,12) – diese grundlegende Prämisse bietet gerade Jugendlichen die Möglichkeit, einen direkten Bezug zwischen dem Bibeltext und ihrer Lebenswelt herzustellen. Im Religionsunterricht bieten sich viele Möglichkeiten, die Diskrepanz zwischen „verstaubten Texten“ und Lebensweltbezug zu überwinden und argumentativ fundierte Diskussionen anzustiften, auf deren Basis Schülerinnen und Schüler ihr Handeln hinterfragen können.
Die Inhalte der Bergpredigt sind facettenreich und bieten viele unterschiedliche Wege, im Unterricht mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen darüber, warum es auch heute noch sinnvoll ist, sich mit vermeintlich angestaubten Bibeltexten auseinanderzusetzen.
Vielseitige Ideen, um den Lebensweltbezug für Ihre Schüler*innen herzustellen, bieten alle unser Unterrichtsmaterial für das Fach Religion – wir wünschen Ihnen und Ihren Klassen gute Gespräche und Diskussionen bei der inhaltlichen Erarbeitung der Bergpredigt!